Amazon hat seit 2017 auch Geschäftskunden (B2B) ins Visier genommen. Dabei gelten ähnliche Bedingungen für Geschäftskunden wie bisher auch schon für private Nutzer. Schneller Prime-Versand und die bekannte Oberfläche mit allen Vorteilen wie Kundenbewertungen, einfacher Zahlungseinzug, unproblematische Reklamation und noch mehr. Verfügbar ist es für jeden Geschäftskunden, wenige Klicks und Zusatzangaben wie die USt-ID und die Freischaltung ist erfolgt.
Auf Amazon Business verkaufen – die Chance für Marketplace-Händler?
Die in Amazon Business verfügbaren Artikel sind wie normale Artikel, sie können sowohl von Amazon selbst kommen, aber auch von Marktplatz-Händlern. Der E-Business-Gigant spart auch nicht an Vertriebsanrufen und sonstigen Werbemöglichkeiten um möglichst viele Händler dazu zu bewegen. Grundsätzlich kann jeder Händler auch an Geschäftskunden verkaufen. Es existieren aber auch gewisse Möglichkeiten, die es abzuwägen gibt, inwieweit sie für das eigene Unternehmen und die Margen sinnvoll sind.
Ein Irrglaube ist, dass man sich automatisch dem Steuerberechnungsservice von Amazon anschließen müsste um Amazon Business als Händler nutzen zu können. Dies stimmt nicht. Es sind keine weiteren Kosten für die Teilnahme erforderlich. Auch ohne irgendwelche Zustimmungen sieht man aktuell bereits, wieviele Geschäftskunden die eigenen Artikel beziehen. Diese Grafik mit den Wachstumsraten sieht zunächst sehr beeindruckend aus. Im Vergleich zu den Privatkunden (B2C) ist das monatliche Umsatzwachstum oft im zwei- oder dreistelligen Prozent-Bereich. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass diese Kunden früher (ohne das Amazon-Business-Programm) auch schon eingekauft haben – nur eben ohne differenzierte Betrachtung der Kontoart.
Möglichkeiten mit Amazon-Business
Die eigentlich interessanteste Funktion ist die Möglichkeit, Staffelpreise für Artikel zu vergeben. Ganze Gebinde werden somit günstiger und schaffen auf beiden Seiten Vorteile: der Händler hat einen größeren Gesamtumsatz und der Versand wird effizienter. Gleichzeitig spart der Kunde. Staffelpreise kann jeder Amazon Händler bei seinen Produkten hinterlegen, dafür bietet das Onlinekaufhaus entsprechende Excellisten zur Pflege an. Alternativ kann es auch direkt aus entsprechenden Software-Lösungen wie JTL-Wawi geschehen.
Ungünstig ist, dass Business-Kunden diese Staffelpreise auf den ersten Blick nicht sehen – es wird immer der reguläre Stückpreis ausgewiesen. Auch die Buybox bezieht sich immer auf die Einzelabnahme. Zwar besteht rechts die Möglichkeit, größere Mengen anzufragen, ich bezweifle aber, dass diese Funktion häufig genutzt wird. Denn gerade die einfache und schnelle Bestellung ist ein wichtiges Entscheidungskriterium für Amazon. Mit der Anfrage eines Mengenrabatts wartet der Kunde erstmal auf eine Reaktion.
Auf der Angebotsunterseite (dazu klickt man auf „Neu ab xx€) werden dann schließlich alle Preise aufgeführt – diesmal mit Berücksichtigung von Staffelpreisen und Verfügbarkeiten.
Benötigt der Kunde 20 Stück, entfallen automatisch alle Händler mit geringerem Lagerbestand.
Für Geschäftskunden sind Staffelpreise schon sehr interessant, die Platzierung ist momentan noch alles andere als gut. Ich vermute, dass Amazon hier in den nächsten Monaten noch starke Verbesserungen bringen wird.
Steuerberechnungsservice und Amazon Business Logo
Daneben ist das Thema Buchhaltung & Rechnungen für alle Unternehmer sehr wichtig. Genau an dieser Stelle ist Amazon für Privatkunden sehr undurchsichtig. Zwar weist Amazon überall bei den Preisen darauf hin: „Alle Preisangaben inkl. deutscher USt.„. Es stimmt aber nicht. Es gibt genügend ausländische Anbieter, die die Umsatzsteuer weder ausweisen noch überhaupt eine vom Finanzamt anerkannte Rechnung ausstellen. Jede Buchhaltung schlägt hier regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammen.
Dem will Amazon entgegenwirken und bietet den sogenannten Steuerberechnungsservice an. Hierbei übernimmt Amazon in Ihrem Namen die Rechnungsstellung. Dazu sind die Angaben der jeweiligen Steuernummern, der überschrittenen Lieferschwellen und noch etwas mehr notwendig. Anschließend werden Verkäufe über Amazon auch gleich fakturiert. Geschäftskunden wird dies ersichtlich gemacht, indem die Preise sowohl netto als auch brutto ausgewiesen werden (siehe Produkt-Abbildung oben).
Steuerliche Problematik mit Amazon Business
Usus der Marktplatz-Händler ist, dass man häufig nicht nur einen Marktplatz bedient sondern breit über mehrere Vertriebskanäle aufgestellt ist: Onlineshop, Ebay, Amazon, Rakuten, Real und wie sie alle heißen. Dies wird normalerweise zentralisiert, z.B. mittels einer Warenwirtschaft wie JTL-Wawi oder Microsoft Dynamics NAV (vormals Navision). Da die Rechnungen jedoch bereits über Amazon gestellt werden, dürfen diese auf keinen Fall erneut über die Warenwirtschaft fakturiert werden (Doppel-Versteuerung). Bisher gibt es keine gute und sinnvolle Lösung, die von Amazon erzeugten Rechnungen wieder einzulesen. Auch Drittanbieter-Lösungen wie Dekodi (Verbuchung der Umsätze auf Datev-Konten) scheitern.
Möglichkeit 1: Steuerberechnungsservice nutzen
In diesem Fall muss eine Entkoppelung der Bestellabwicklung in Form der Rechnungsstellung vorgenommen werden. Gleichzeitig müssen aber die Aufträge weiterhin in der Warenwirtschaft zur Versandabwicklung bzw. Lagerbestandsverwaltung mitgeführt werden.
Amazon übernimmt zwar die Rechnungsstellung, ist aber nicht für die Korrektheit und letztlich die Haftung zuständig. Die Buchführungspflicht (inkl. der 10 Jahre Aufbewahrungspflicht) bleiben weiterhin beim Händler. Steuerliche Rückfragen oder Stellungnahmen muss dieser jederzeit beantworten können.
Möglichkeit 2: Steuerberechnungsservice nicht nutzen
Wir hatten bereits mehrfach mit unserem Steuerberater Rücksprache gehalten, wie die Nutzung dieses kostenloses Dienstes aus steuerlicher Sicht zu bewerten ist. Gerade weil die Daten nicht mehr selbst verarbeitet werden, besteht eine große Gefahr, dass im Zweifelsfall etwas passiert, worauf man keinen Einfluss hat.
Damit erhält man kein Amazon Business Logo und auch die brutto-/netto-Anzeige entfällt – aber steuerlich sicherer.
Staffelpreise bei Amazon Business
Eine Besonderheit soll nicht unerwähnt bleiben. Die Nutzung der Staffelpreise ist nach aktuellem Stand der Amazon-Abrechnung nur für Produkte im Eigenversand interessant. Die FBA-Gebühr setzt sich bekannterweise aus Abschlussprovision + Handlinggebühr je Stück zusammen. Bieten Sie Staffelpreise für FBA-Artikel an, gelten diese Gebühren pro Stück unvermindert. Für den Händler besteht somit kein monetärer Vorteil, wenn der Kunde größere Stückzahlen abnimmt – außer natürlich dem Gesamtumsatz.