Eine hochwertige Produktpräsentation bzw. Produktfotografie ist für jeden Onlinehändler essenziell wichtig. Sei es um die Produkte im eigenen Onlineshop ansprechend darzustellen oder auch um Anforderungen von Partnern wie Amazon zu erfüllen. Der E-Commerce-Gigant setzt als Maßstab, dass das erste Produktbild auf 100% reinweissem Hintergrund dargestellt wird.
Mittels Fototisch, sehr guter Ausleuchtung über mind. 3 Blitze und entsprechendem Weißabgleich lassen sich Produktfotos sehr schnell erstellen, die bereits von sich aus komplett freigestellt sind. Am besten lässt sich dies gleich bei der Aufnahme erkennen, wenn im Bild entsprechende Stellen blinken – also ausgefressen sind. Diese fehlenden Informationen sind bei der normalen Fotografie eher ungewollt, bei der Produktfotografie sehr wünschenswert.
Je nach Ausleuchtung, verwendetem Untergrund usw. kann es sein, dass der Hintergrund weiß erscheint – aber nicht 100% reinweiß (RGB 255, 255, 255, HEX #ffffff, CMYK 0%) ist sondern leichte Grauschleier beinhaltet.
Ausgefressene Bereiche / Lichter bei Adobe Lightroom anzeigen
Adobe Lightroom hat eine wunderbare Funktion, die über- bzw. unterbelichteten Bereiche bei der RAW-Entwicklung der Fotos anzuzeigen. Während der Bearbeitung die Taste J drücken, rote Bereiche zeigen an, dass 100% weiß vorliegt – blaue Bereiche weisen auf 100% schwarz hin. Somit fehlen in diesen Bereichen jegliche Strukturen oder Informationen.
Bei der Produktfotografie ist genau das gewünscht, denn durch ausgefressene Lichter wird das Objekt komplett freigestellt.
Reinweisser Hintergrund bei Adobe Photoshop
Einerseits liegen nicht alle Fotos im RAW-Format vor, andererseits ist manchmal auch noch eine Nachbearbeitung im Photoshop notwendig. Wir haben uns mit vielen Kollegen ausgetauscht, da wir uns die „J-Funktion“ auch in Photoshop gewünscht bzw. gesucht haben. Den Rückmeldungen zufolge gibt es bis Dato keine vergleichbare Möglichkeit – daher haben wir verschiedene andere Ansätze ausprobiert und stellen diese gerne vor.
Das Ausgangsmaterial
Als Basis dient uns ein Foto, das im JPEG-Format vorliegt, auf weißem Hintergrund fotografiert wurde und am Rand leichte Grau-Säume hat.
Dieser sehr schwach graue Bereich an den Kanten des Fotos ist erst im Vergleich erkennbar, z.B. wenn das Bild auf reinweissem Hintergrund platziert wird.
Für die Bearbeitung sind keinerlei Plugins oder ähnliches notwendig, alle beschrieben Funktionen sind Standardfunktionen von Adobe Photoshop.
Variante 1: Ränder ausradieren / weiße Umrandung
Die erste Möglichkeit dient der Prävention, egal ob Ränder sichtbar sind oder nicht. Mittels weichem Radiergummi oder Pinsel um das fotografierte Produkt fahren und die Ränder somit entfernen. Damit werden zwar die Grauschleier im Bild nicht entfernt, es vermeidet aber sichtbare Übergänge bei der Verwendung auf reinweissem Hintergrund. Nicht gerade unser Favorit, da immer noch unsaubere Bereiche vorhanden sind.
Variante 2: Histogramm / punktuelle Farbinformationen
Über das Infosymbol lässt sich der Mauszeiger zur Farbinfo verwenden. Beim Überfahren der jeweiligen Bereiche erscheinen die dazugehörigen Farbwerte. Idealerweise sollten dies die oben angegeben Reinweiss-Werte sein.
Vorteil dabei ist, es lässt sich schnell erkennen, ob die Farbe wirklich weiß ist oder noch Anteile anderer Farben beinhaltet. Nachteil ist, dass es nur sehr punktuell funktioniert und es sehr ineffizient ist, da es mühsam ist das ganze Bild abzufahren. Für einen kurzen Check ist dieses Vorgehen aber geeignet.
Variante 3: Einstellungsebene in Photoshop
Unser Favorit ist die Erstellung einer Einstellungsebene mit Tonwertkorrektur. Diese Ebene muss ganz oben liegen um den gewünschten Nutzen zu haben. Anschließend den linken Regler vom Histogramm bis fast nach rechts ziehen.
Durch diese Tonwertspreizung werden auch Bereiche sichtbar, die nur eine leichte Färbung beinhalten. Diese können anschließend über verschiedene Werkzeuge wie Auswahlwerkzeug, Radiergummi oder Pinsel markiert und entfernt werden.
Umgekehrt lassen sich damit auch 100% schwarze Bereiche anzeigen. Hierzu lediglich den rechten Tonwertregler nach links ziehen.
Gute Vorbereitung vermeidet Nacharbeit
Im behandelten Beispiel standen wir vor „vollendeten Tatsachen“, da beim JPEG keine weiteren Informationen rauszuholen waren und so nur die klassische Retusche half. Wenn möglich, sollten vor dem Fotoshooting der Produkte entsprechende Testshots gemacht und sofort am Kamera-Monitor kontrolliert – und ggf. nachjustiert werden. Produkte, die bereits unter idealen Bedingungen aufgenommen werden, sparen viel Arbeit. Sollte die Nacharbeit erforderlich sein, hoffen wir mit den gegebenen Tipps den Alltag etwas zu vereinfachen.
Eine Antwort
Super Tipps, ganz herzlichen Dank dafür! Das ewige Rundherum-Radieren auf Verdacht hat mich tierisch genervt.